THC: Wirkung, Nebenwirkungen & Einsatzgebiete von Cannabis

Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Cannabis-Pflanze sind die Cannabinoide, wovon das psychoaktive THC (Tetrahydrocannabinol) mit seiner berauschenden Wirkung am bekanntesten ist. Was THC genau ist, wie es wirkt, was der Unterschied zum Cannabidiol (CBD) ist, und wo es in der Medizin Anwendung findet, beleuchtet der folgende Artikel.

Der Hanf gehört zu der botanischen Gattung der Cannabaceae (Hanfgewächse) und ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Erde. Oftmals werden die Begriffe wie Hanf und Cannabis als Synonyme genutzt, gemeint ist aber dasselbe. Denn der lateinische Begriff für Hanf lautet Cannabis.

Umgangssprachlich hat sich durchgesetzt, dass mit Cannabis THC-reiche Sorten gemeint sind. Hingegen beschreibt der Begriff Hanfpflanze eher Nutzhanfpflanzen (Industriehanf) mit einem sehr niedrigen THC-Gehalt. Hieraus wird zum Beispiel CBD Öl gewonnen. 

Inhaltsverzeichnis

THC: Definition
THC: Wie entsteht THC in den Pflanzen?
THC: Wie aus THCA THC entsteht
THC: Unterschied zwischen THC und CBD
Wirkung von Cannabinoiden
THC: Wirkung
THC: Nebenwirkungen
THC: Nachweisbarkeit
THC: Medizinische Anwendung von Cannabis

THC: Defintion

Cannabinoide, genauer gesagt Phytocannabinoide („phyto“ aus dem Griechischen übersetzt bedeutet „Pflanze“), sind chemische Verbindungen, die vor allem in der weiblichen Cannabis-Pflanze, bzw. im Harz der Blüten vorkommen.

Der Hauptwirkstoff bzw. das bekannteste Cannabinoid aus der Cannabispflanze ist das THC. Diese Abkürzung steht für Delta-9-Tetrahydrocannabinol (kurz Tetrahydrocannabinol), wobei die korrekte Bezeichnung Delta-9-trans-Tetrahydrocannabinol lautet.

THC: Wie entsteht THC in den Pflanzen?

Bevor die Pflanze mit der Produktion von Cannabinoiden beginnt, bildet sie die Cannabigerolsäure (CBGA), die „Mutter aller Cannabinoide“. Diese Bezeichnung verdient CBGA, weil aus ihr weitere Cannabinoidsäuren, wie zum Beispiel Tetrahydrocannabinolsäure (THCA) oder Cannabidiolsäure (CBDA) entsteht. Der Buchstabe A steht für das Wort „Acid“ (aus dem Englischen übersetzt für „Säure“).

Bei den Cannabinoidsäuren handelt es sich im Grunde um eine „inaktive Form“ oder auch um „Vorläufer“ von Cannabinoiden. Diese besitzen nicht das gleiche Wirkungsspektrum wie Cannabinoide. Beispielsweise tritt nach dem Verzehr von rohem Cannabis keine berauschende Wirkung ein. Dennoch scheinen Cannabinoidsäuren laut verschiedener Studien therapeutisches Potenzial zu besitzen, wobei die Forschung hier noch am Anfang steht.

THC: Wie aus THCA THC entsteht

Um das THC zu aktivieren, sprich das THCA in THC umzuwandeln, braucht es eine chemische Reaktion. Diese ist erreichbar mit der sogenannten Decarboxylierung.

Wenn das geerntete Pflanzenmaterial der UV-Strahlung ausgesetzt ist, passiert es ganz automatisch und die Säure bzw. ein Kohlenstoffdioxid-Molekül spaltet sich ab. Übrig bleibt das THC nach der Decarboxylierung.

Es ist auch möglich, diesen Prozess zu beschleunigen, und zwar mit Hitze. Hier gilt: Je höher die Temperatur, desto schneller wandelt sich THCA in THC. Das geschieht zum Beispiel beim Rauchen von Cannabis. Hier entstehen Temperaturen von 400 bis 800 Grad Celsius, sodass die Decarboxylierung innerhalb von Sekunden stattfindet.

Bei solch hohen Temperaturen besteht allerdings immer die Gefahr, dass weitere wichtige Inhaltsstoffe wie Terpene (Geruch- und Geschmacksstoffe) und Flavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe) zerstört werden. Wesentlich schonender sind folgende Methoden:

  • THC Decarboxylierung im Ofen (niedrige Temperatur mit längerer Zeitspanne)
  • THC Decarboxylierung in heißem Wasser (Pflanzenmaterial in hitzebeständigem Kochbeutel)

THC: Unterschied zwischen THC und CBD

THC (Tetrahydrocannabinol) und Cannabidiol (CBD) haben gemeinsam, dass sie beide Phytocannabinoide aus der Cannabispflanze sind. Sie haben sogar die gleiche chemische Formel: C21H30O2. Das bedeutet, dass sie 21 Kohlenstoff-, 30 Wasserstoff- und zwei Sauerstoffatome besitzen.

Es gibt nur einen Unterschied: Einer der Kohlenstoffringe ist beim CBD geöffnet und genau dieser kleine Unterschied ist dafür verantwortlich, dass THC und CBD völlig verschiedene Wirkungen entfalten. Im Gegensatz zum THC entfaltet CBD nämlich keine berauschende Wirkung.

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Wirkung von Cannabinoiden

Nachdem Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC) in den 60er Jahren erstmals aus der Cannabispflanze isoliert wurden, führte dies zur Entdeckung des Endocannabinoid-Systems (Abkürzung für endogenes (körpereigenes) Cannabinoidsystem) im menschlichen Körper, das Teil des Nervensystems ist.

Für die Aktivierung des Endocannabinoid-Systems sind die Cannabinoid-Rezeptoren (CB) zuständig. Bisher sind der CB1-Rezeptor und der CB2-Rezeptor bekannt. Während sich die CB1-Rezeptoren hauptsächlich in den Nervenzellen und im Gehirn nachweisen lassen, befinden sich die CB2-Rezeptoren vor allem auf den Zellen des Immunsystems sowie auf den Zellen, die am Knochenaufbau und Knochenabbau beteiligt sind.

Da sich also die Cannabinoid-Rezeptoren nahezu im gesamten Körper befinden, erklärt dies, warum das Endocannabinoid-System so viele unterschiedliche Funktionen/Prozesse, wie zum Beispiel die Stimmung, das Schmerzempfinden, den Schlaf-wach-Rhythmus und den Appetit, beeinflussen kann.

THC: Wirkung

Der Wirkstoff THC bindet hauptsächlich an den CB1-Rezeptor und beeinflusst die Prozesse, die das Endocannabinoid-System steuert. Unter anderem sorgt THC für eine vermehrte Ausschüttung des Nervenbotenstoffes Dopamin, der ebenso wie Serotonin zu den „Glückshormonen“ gehört.

Die psychoaktive und berauschende Wirkung hängt von unterschiedlichen Faktoren ab wie der THC-Konzentration und der Art des Konsums (Rauchen, Verdampfen, Essen). Auch die eigene Persönlichkeit und die Erwartungen sowie das Umfeld beeinflussen die Wirkung. Insofern kann THC unter anderem wie folgt wirken:

  • euphorische Gefühle („High“) oder emotionale Gelassenheit
  • starke Gedankensprünge
  • Kurzzeitgedächtnisstörungen
  • Wahrnehmungsveränderungen (z. B. intensive Wahrnehmung von Geräuschen)
  • erhöhter Kommunikationsbedarf
  • übertriebene Albernheit („Lachflashs“)

THC: Nebenwirkungen

Der Cannabis-Konsum kann auch negative Wirkungen verursachen. Das betrifft Menschen, die zum ersten Mal Cannabis anwenden und regelmäßige Konsumenten gleichermaßen. Zudem ist häufig auch eine hohe THC-Konzentration im Cannabis für Nebenwirkungen verantwortlich. Diese können sich unter anderem wie folgt äußern:

  • Angst- und Panikgefühle
  • psychotische Zustände (z. B. Verfolgungsideen oder Verwirrtheit)
  • Störungen im Kurzzeitgedächtnis/Erinnerungslücken
  • Wahrnehmungsstörungen

Nicht nur auf das Gehirn und die Psyche kann sich Cannabis auswirken. Körperlich zeigen sich häufig folgende Symptome:

  • Mundtrockenheit
  • trockene, rote Augen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Heißhunger
  • Müdigkeit bis hin zur Lethargie
  • Schwindel
  • niedriger Blutdruck

THC: Nachweisbarkeit

Ein Drogentest kann THC bzw. sein Abbauprodukt (THC-COOH) nachweisen. Wie lange THC im Blut oder Urin nachweisbar ist, hängt vor allem vom Konsummuster, dem individuellen Stoffwechsel und der Konsumform ab.

THC besitzt eine gute Fettlöslichkeit und lagert sich im Fettgewebe an. Bei einem regelmäßigen Konsum reichert sich dementsprechend immer mehr THC im Fettgewebe an und wird nur langsam in den Blutkreislauf freigesetzt. Infolge dessen ist die Nachweisbarkeit hier um ein Vielfaches länger gegeben, als bei einem einmaligen Konsum.

Für gewöhnlich ist THC ungefähr bis zu fünf Stunden im Blut sowie etwa bis zu zehn Stunden im Urin nachweisbar.

THC: Einsatzgebiete & Medizinische Anwendung

Cannabis ist eine der ältesten Nutz- und Heilpflanzen der Erde. In zahlreichen uralten Schriften finden sich Belege dafür, dass die Pflanzen und ihre Bestandteile als Heilmittel bei den unterschiedlichsten Beschwerden und Krankheiten Anwendung fanden.

In den vergangenen Jahren ist die Cannabis-Forschung weiter vorangeschritten und zeigt das vielfältige Wirkungsspektrum. Insbesondere wurde der Wirkstoff THC und sein therapeutisches Potenzial gut untersucht. So kommt THC als Arzneimittel unter anderem bei folgenden Beschwerden zum Einsatz:

  • chronische Schmerzen
  • Bewegungsstörungen und Spastiken
  • Übelkeit und Erbrechen im Rahmen einer Chemo-/Strahlentherapie
  • Appetitlosigkeit und Kachexie bei Krebs-/HIV-Patienten
  • Glaukom
  • Tourette-Syndrom

Für die Therapie stehen folgende Arzneimittelformen zur Verfügung:

Medizinische Cannabisblüten zum Verdampfen: Zur Auswahl stehen unterschiedliche Cannabissorten in pharmazeutischer Qualität mit einem unterschiedlichen hohen CBD- und THC-Gehalt.

Rezepturarzneimittel: Ärzte haben die Möglichkeit, Dronabinol (THC) als ölige Substanz für die orale Einnahme zu verordnen. Zudem sind Vollspektrumextrakte verschreibungsfähig mit unterschiedlich hohem CBD- und THC-Gehalt. Hieraus erstellen Apotheker ebenfalls eine ölige Substanz.

Fertigarzneimittel: Verordnungsfähig ist das Sativex-Mundspray (gleich hohe Menge an THC und CBD) sowie Canemes-Kapseln mit dem Wirkstoff Nabilon (vollsynthetisches THC).